Der Letzte seiner Art

Paul Walter an seinem Stand neben der Lagerhalle von Jürgen Gosch.

Sylt – Knack, knack. Jetzt an den Barthaaren zupfen und dabei den Schwanz gut festhalten. Dann leicht dran drücken…und schon…kommt das zart rosafarbene Fleisch hervor. Ein Happs, lecker! So oder so ähnlich geht Krabbenpulen. Wer diesem Vergnügen künftig aus reiner Leidenschaft oder als Zeitvertreib an verregneten Urlaubstagen nachgehen will, wird es schwer haben. Mit dem Lister Krabbenfischer Paul Walter wird Ende des Jahres der letzte hauptberufliche Sylter Fischer in Pension gehen. Seit über zehn Jahren war er der letzte seiner Zunft. Im Lister Hafen verkauft Walter dieser Tage noch seine frischen Krabben, auch die letzten ihrer Art. Denn die gepuhlten Krabben der Großhändler sind mit reichlich Konservierungsstoffen versehen, um den weiten Weg von der Nordsee, über Europas größten Umschlagplatz für Lebensmittel, Frankfurt, nach Sylt unbeschadet zu überstehen. Paul Walter ist bald Legende. Dass er schon mit vier Jahren neben seinem Vater an Bord des Fischkutters „Tümmler“ stand und in den Sylter Watten angelte, seinen Beruf von der Pieke auf lernte, ihn über fünfzig Jahre lang ausübte, daran wird niemand mehr erinnern. Und dass dann auch Sylts letzter Fischer fort ist, wird kaum jemand bemerken, denn Fisch gibt es trotzdem auf den Tellern der Gourmetrestaurants. Bis auch die letzte Krabbe vom Grund der Nordsee gepult ist…

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